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Votivkerzen

Schon seit Jahrtausenden haben Menschen ihren verschiedenen Göttern Gaben dargebracht, um für etwas zu bitten oder sich für die Erfüllung einer Bitte zu bedanken. Es herrschte die Auffassung, dass man um das Wohlgefallen der Götter bitten musste, da sie ohne eine explizite Bitte, begleitet von einer angemessenen Gabe, das Anliegen vielleicht nicht zur Kenntnis nehmen würden.

Dahinter steht der Hang des Menschen, sich an übernatürliche Kräfte zu wenden, von denen er glaubt, dass sie den Lauf der Welt kontrollieren und beeinflussen. Deshalb wandte und wendet er sich im Gebet an diese Kräfte, um für sich, seine Lieben oder auch die verstorbenen Ahnen etwas zu erbitten. Und je wohlgefälliger man seine Bitte formulierte, desto geneigter würden die Gottheiten sein. Dabei hatten Rauchopfer einen hohen Stellenwert, es wurden dafür Opfergaben wie geschlachtete Tiere, Agrarprodukte, wertvolle Parfümessenzen oder in einigen Kulturen auch Menschen als Opfergabe dargebracht. Die Menschen glaubten, dass der wohlriechende Rauch ihre Bitte zu den Göttern empor tragen und sie geneigt stimmen würde.

Im Lauf der Zeit ging man dazu über, anstatt mittels der kostbaren Güter die Götter nur mit dem Rauch von Feuern, Fackeln oder auch Kerzen  - zum Beispiel Votivkerzen - anzurufen. Denn Lebensmittel und sonstige Opfergaben waren kostbar und oft unentbehrlich, und man entschied sich, die Opfergaben nicht mehr komplett zu verbrennen, sondern anderweitig zu nutzen.

So wurden mit den Opfergaben zum Beispiel die Priester verköstigt, die sich die besten Stücke aussuchen durften, ehe andere Würdenträger sich bedienen konnten. Oder die als Opfergabe vorgesehenen Feinde wurden lieber als Sklaven benutzt; so wurde ihre wertvolle Arbeitskraft nicht verschwendet. Das Verbrennen des eigentlichen Gegenstandes wurde nur noch symbolisch gesehen und zum Teil mit Ersatzgegenständen ausgeführt; der aufsteigende Rauch wurde zur Hauptsache erklärt.

Diese Sitte der Anrufung der Götter durch besondere Gaben hat sich durch so gut wie alle Kulturen und Religionen gezogen und wurde bis heute beibehalten. Man verbrennt heute natürlich nicht mehr wertvolle Güter oder gar Menschen, sondern Kerzen und Räucherstäbchen, die mit ihrem Duft die jeweilige Gottheit erfreuen sollen. Die Kerzen werden dabei im Gebet entzündet und sollen Gott auf den Bittsteller aufmerksam machen.

Inhaltsverzeichnis

Votivgaben für die Toten

Im Rahmen der Anrufung der Götter haben sich auch spezielle Votivgaben etabliert – das waren Gaben, die man den Verstorbenen beigegeben hat, damit sie bei ihrer Ankunft im Jenseits bei den Göttern oder Ahnen wohlwollende Aufnahme fanden. Diese Tradition der Votivgaben geht sehr weit zurück. Selbst im Steinzeitalter haben die frühen Menschen schon Votivgaben mit in die Gräber gelegt.

Es wurden als Votivgaben durchaus wertvolle Gegenstände mitgegeben, die manchmal absichtlich so beschädigt wurden, dass sie nicht mehr zu gebrauchen waren – so wurde ein Schwert zum Beispiel durch Scharten in der Klinge unbrauchbar gemacht. Der Grund lag darin, dass man den Missbrauch von Votivgaben durch Grabräuber verhindern wollte, denn die Votivgaben stellten einen hohen Wert dar, der kriminelle Elemente anzog.

Berühmte Votivgaben sind sicher die Grabbeigaben, die man in den ägyptischen Gräbern gefunden hat. Es fanden sich in den wenigen nicht ausgeraubten Gräbern Gegenstände aus Gold und Edelsteinen, die auch damals von sehr hohem Wert waren. Die beigegebenen Gegenstände sollten sicher stellen, dass der Verstorbene auch im Jenseits den Status aufrecht erhalten konnte, den er im Leben inne gehabt hatte.

Zum Schutz dieser Votivgaben wurden die Gräber mit geheimen Kammern und Gängen ausgestattet, die den Raub der Votivgaben erschweren sollten. Zudem sagt man, dass die Architekten und Erbauer dieser geheimen Kammern nach der Fertigstellung auf Befehl des Herrschers ihr Leben verloren, damit sie das Geheimnis nicht weiter geben konnten. Ähnliches vermutet man bei Gräbern, die auf europäischem Boden gefunden wurden; auch sie sollten durch Geheimhaltung vor Grabräubern geschützt werden.

Die neuzeitliche Archäologie hat allerdings gezeigt, dass diese Vorsichtmaßnahmen selten von Erfolg gekrönt waren, gibt es doch sehr wenige Gräber, die noch eine ansehnliche Anzahl an Votivgaben enthielten. Aber man hat in Gräbern aus dem fünften oder sechsten Jahrhundert in Europa neben den sonstigen Votivgaben schon erste einfache Votivkerzen gefunden, die den verstorbenen Menschen beigegeben wurden.

Votivkerzen vor einem Kruzifix, St-Vincent des Baux, Frankreich
Foto: Votivkerzen vor einem Kruzifix, St-Vincent des Baux, Frankreich; Bildquelle: Greudin, 2002; CC

Votivgaben der dankbaren Lebenden

Auch im Christentum ist die Sitte der Votivgaben schon sehr alt, allerdings werden sie nicht mehr den Toten mit gegeben, sondern von den Lebenden als Dank an Gott oder an die Kirche gespendet. Seit den Anfängen der Urkirche hat es sich eingebürgert, mit bestimmten Votivgaben Gott und die Heiligen zur Erfüllung einer Bitte zu bewegen.

Die Votivgaben waren dabei häufig einem bestimmten Heiligen gewidmet. Sie wurden in der Form von Bildern und Darstellungen oder in der Form von Gegenständen nieder gelegt. So wurde zum Beispiel eine Gliedmaße aus zum Teil sehr wertvollem Metall wie Silber oder Gold gespendet, um der Dankbarkeit Ausdruck zu verleihen, dass die Krankheit dieser Gliedmaße geheilt worden war.

Votivgaben - der Handel mit der Gottheit

Votivgaben entstanden also aus der Überzeugung heraus, dass man seiner Bitte mehr Gewicht verleihen konnte, wenn man bereit war, etwas Wertvolles dafür zu opfern. Sie spiegeln das „wenn – dann“ – Prinzip: Wenn meine Bitte erhört wird, dann werde ich dies und jenes tun. Welchen Inhalt das Versprechen hatte, war natürlich ganz abhängig von der Wichtigkeit, die der Wunsch für den Bittsteller hatte. So konnte der Wunsch sehr groß sein und dann auch entsprechend große Votivgaben erfordern.

So wurde zum Beispiel die Theatinerkirche in München als Votivkirche erbaut, da im Jahr 1659 die Gemahlin des damaligen Kurfürsten das Gelübde ablegte, eine Kirche zu erbauen, wenn ihr ein Erbprinz geschenkt würde, was in Form des späteren Kurfürsten Max Emanuel auch geschah. Mehrere Votivkirchen entstanden auch dadurch, dass eine Gemeinde um die Beendigung einer Pestepidemie bat – so die Kirche Santa Maria della Salute in Venedig oder die Wiener Karlskirche, deren Bau nach der Beendigung der jeweiligen Pestepidemie begann. Diesen Gelübden hat die Welt also einige großartige Bauwerke zu verdanken.

Bei kleineren Wünschen war das Gelübde auch entsprechend kleiner – so konnte es nur darin bestehen, eine bestimmte Wallfahrt zu unternehmen, wenn die Bitte erfüllt wurde, eine gewisse Summe zu spenden, eine Votivkerze zu entzünden oder in etwas so Profanem, wie sich des Fluchens zu enthalten, wenn nur der Bitte statt gegeben würde.

Dieser „Handel“ mit Gott wurde oft geheim gehalten, so dass nur der Bittsteller selber wusste, was er denn nun versprochen hatte. Nur bei großen Themen wie der Beendigung einer Seuche oder der Bitte um einen Stammhalter wurde das Gelübde so öffentlich gemacht, damit die Gläubigen seine Erfüllung auch bezeugen konnten.

Die Bitten, die mit einer Votivgabe unterstützt werden sollten, mussten sich übrigens nicht immer auf Menschen beziehen. Es gibt einige Beispiele, bei dem Votivgaben gestiftet wurden, wenn es um das Wohlergehen eines Tieres ging. So hat König Edward der Erste von England einen Falken in Wachs gespendet, weil der angerufene Heilige seinen Lieblingsfalken geheilt hatte.

Der Inhalt der Bitten an die Götter war moralisch nicht immer einwandfrei – es beginnt schon bei der Bitte um den Sieg über die Feinde (die natürlich das gleiche erflehen) und das Versprechen, alle erbeuteten Frauen zu schänden. Votivgaben und Kerzen wurden aber auch versprochen, wenn der wirtschaftliche Rivale Konkurs gehen würde, wenn der Liebhaber der Frau einen Unglücksfall erleiden sollte oder der Rivale um die Gunst einer Dame eine eklige Krankheit bekommen würde.

Auch rechtliche Themen konnten Gegenstand einer Bitte an die Götter werden und mit einer Votivgabe erfleht werden – so gibt es viele Belege dafür, dass im Falle eines Diebstahls die Geschädigten zu Gott oder einem Heiligen gebetet hatten, er möge ihnen ihr Eigentum zurück erstatten. Auch erflehte man, dass ein Verbrecher vom Blitz getroffen werden möge, und versprach für diesen Fall ebenfalls eine üppige Votivgabe.

Votivgaben und Votivkerzen

Gleichzeitig hatte sich die Sitte entwickelt, statt der Bilder oder Gegenstände eine Votivkerze zu benutzen. Eine Kerze stellte in früheren Zeiten nicht nur einen ebenfalls sehr wertvollen Gegenstand dar (Wachs war sehr teuer), sondern sie symbolisierte durch ihre Flamme gleichzeitig auch das Licht Gottes. Deshalb glaubte man, dass das Entzünden einer Votivkerze zusätzlich die Wirkung des Gebetes erhöhen und intensivieren würde.

Diese Überzeugung hat bis heute angehalten. Votivkerzen werden nach wie vor parallel zum Gebet angezündet, da die Flamme der Kerze Gottes Licht dar stellt und der betende Mensch dann seine Gegenwart besser spürt, eine intensivere Beziehung zu ihm aufbauen kann.

Definition des Begriffes Votivkerze

Unter einer Votivkerze versteht man eigentlich eine Kerze, die als Dank für eine erfüllte Bitte angezündet wird. Der Begriff votiv kommt aus dem Lateinischen und leitet sich von dem Wort votum, Schwur oder Gelübde, her. Der Gläubige hat also einen Schwur geleistet, was er tun wird, wenn seine Bitte erfüllt wird. Daher werden Votivkerzen auch manchmal mit dem Begriff ex-voto suscepto (gemäß dem Schwur) bezeichnet, um auf das abgelegte Gelübde hin zu weisen.

Verwendung von Votivkerzen

Votivkerzen werden nach wie vor gerne benutzt, wie viele Kirchen, Kapellen und Wallfahrtorte zeigen. In jeder Kirche findet man einen oder mehrere Ständer, in denen Kerzen brennen. Jeder Gläubige kann aus dem bereit gestellten Fundus selbst eine Votivkerze entnehmen und den Preis dafür in einen Opferstock geben – die Kirchen vertrauen auf die Ehrlichkeit der Gläubigen. Die Votivkerzen stehen dabei entweder allgemein in der Kirche, oder aber sie sind einem bestimmten Heiligen gewidmet und sind unter dessen Bildnis oder Statue platziert.

Der Einsatz von Votivkerzen ist dabei mittlerweile sehr unterschiedlich. Die eigentliche Bedeutung hat sich etwas gewandelt, so dass auch die Einsatzbereiche deutlich variieren.

Ex voto suscepto – die Votivkerze als Dankkerze

Hier wird die Kerze im ursprünglichen Sinne als Dankkerze und zur Erfüllung eines Gelübdes verwendet. Der Gläubige entzündet seine Votivkerze aus Dankbarkeit dafür, dass etwas, um das er gebetet hat, erfüllt worden ist. Oft wird diese Art der Votivkerze vor einem Heiligenbild entzündet, der für das spezielle Thema um Hilfe angerufen wurde.

Der Gläubige betet dabei natürlich nicht den Heiligen oder dessen Bildnis an, sondern der Heilige wird angerufen, damit er bei Gott Fürsprache für den Wunsch des Gläubigen hält. Die unterschiedlichen Religionen kennen dabei verschiedene Heilige, die jeweils für ein ganz bestimmtes Problem angerufen werden – so bittet man zum Beispiel den Heiligen Blasius darum, dass man nicht an einer Fischgräte ersticken möge, und den Heiligen Florian darum, dass das eigene Haus vom Brand verschont bleiben möge. Der Katalog an Heiligen und deren Wundertaten ist lang, so dass man für jedes Problem einen bestimmten Heiligen um Hilfe bitten kann.

Die Probleme, bei denen man um Hilfe bittet und dafür eine Votivkerze verspricht, decken alle menschlichen Bereiche ab. Von Krankheit über materielle Probleme bis hin zu Beziehungsproblemen beten die Gläubigen um die Erfüllung eines Wunsches, selbst der Sieg für eine Fußballmannschaft kann Gegenstand des Gebetes sein. In Kriegszeiten steigen die Gaben an Votivkerzen oft stark an, da die Angehörigen um eine sichere Heimkehr ihrer in den Krieg geschickten Angehörigen gebetet hatten.

In früheren Zeiten konnten die Votivkerzen sehr aufwändig gestaltet sein und waren häufig mit einer Abbildung geschmückt sein, die darstellte, welche Bitte des Gläubigen erfüllt worden war. Zusätzlich zur bildlichen Darstellung – zum Beispiel eines Herzens, wenn es um eine Herzkrankheit oder auch Liebeskummer ging – wurde oft noch in einem kleinen Spruchband erläutert, was genau das Problem gewesen war und wie es zu einer Lösung beziehungsweise Heilung gekommen war. Andere Gläubige wurden so darüber informiert, wie die Gebete gewirkt hatten.

Die Votivkerze als Wallfahrtskerze

Votivkerzen findet man auch an Wallfahrtsorten oder in speziellen Votivkirchen und Votivkapellen. Diese Kirchen oder Wallfahrtsorte sind oft einem bestimmten Heiligen gewidmet, zu dem die Gläubigen um etwas Bestimmtes beten. Die Wallfahrtsorte haben eine besondere religiöse Bedeutung, da dort entweder heilige Reliquien aufbewahrt werden, eine Erscheinung statt gefunden hat oder dem Ort aus anderen Gründen (bestätigte Anwesenheit eines Heiligen oder Grab eines Apostels) eine starke Heilkraft zugeschrieben wird, wie es bei dem Wallfahrtsort in Lourdes der Fall ist – nach den Marienerscheinungen und der Heiligung der Quelle dort sollen viele Wunderheilungen (über 7000) statt gefunden haben; 65 davon hat die katholische Kirche als Wunder anerkannt.

Zu einer Wallfahrt nahm man eine besondere Votivkerze mit. Diese Votivkerzen wurden als Spende an die Kapelle oder Kirche des Wallfahrtsortes gegeben in der Hoffnung, dass die Bitte erfüllt werden würde oder aus Dankbarkeit darüber, dass sie erfüllt worden war. So sollten die Votivkerzen auch anderen Gläubigen die Kraft des Wallfahrtsortes und seines Heiligen demonstrieren. Neben den Votivkerzen findet  man in solche Kirchen und Kapellen eine Fülle an weiteren Votivgaben, die alle eine einzelne bewegende Geschichte erzählen.

Auch bei Wallfahrten waren die Votivkerzen meistens sehr aufwändig gestaltet und verziert. Da Wachs sehr teuer war, hat man diese aufwändigen Votivkerzen oft um einen Holzkern herum gefertigt, der dann mit Wachs ummantelt und sorgfältig dekoriert wurde. Dann wurde oben auf der Votivkerze ein Eisendeckel angebracht, in den man eine kleinere Kerze stecken konnte. Nur diese kleine Kerze wurde abgebrannt und bei Bedarf erneuert; die eigentliche Votivkerze blieb unversehrt. Deshalb kann man in manchen Votivkapellen noch Kerzen bestaunen, die mehrere hundert Jahre alt sind – die älteste befindet sich in der Wallfahrtskirche St. Salvator in Bettbrunn bei Ingolstadt und stammt aus dem Jahr 1378.

Je nach Reichtum des Spenders wurden unterschiedlich große Votivkerzen gestiftet. Ein Fürst oder eine Gemeinde konnte wohl auch einmal eine Kerze stiften, die mannshoch war und etliche Kilogramm wog. So gibt es im Wachsgewölbe von Kloster Andechs eine Votivkerze, die knapp zweieinhalb Meter hoch ist und 84 Pfund wiegt.

Die Votivkerze als Bittkerze

In vielen Kirchen findet man im Kirchenraum oder unter den Bildnissen und Statuen von Heiligen Ständer aus Eisen, in die man eine Votivkerze stecken und dann anzünden kann. Der Gläubige entzündet die Kerze und spricht dann ein Gebet mit einer Bitte an den Heiligen oder Gott für sich selbst oder eine andere Person.

Die Kerze, die auch nach dem Gebet weiter brennt, soll symbolisieren, dass das Gebet andauert, auch wenn der Gläubige die Kirche schon wieder verlassen hat, und soll so seine Bitte weiter verstärken.

Diese Art Votivkerzen sind meist kleine weiße Kerzen oder eine Art Teelicht. Im Mittelalter waren die Gebräuche jedoch noch anders; damals wurden solche Bittkerzen oft so angefertigt, dass sie in Größe und Gewicht dem des Bittstellers entsprachen. So konnte Gott besser identifizieren, von wem die Bitte kam, so die damalige Überzeugung.

Die Votivkerze als lebensbegleitende Kerze

Manche Menschen verwenden eine aufwändig gestaltete Votivkerze auch als eine Kerze, die sie durch das Leben begleitet und die immer wieder kurz entzündet wird. So kann die Kerze mit auf eine Wallfahrt genommen werden, auf denen man sie dann segnen lassen kann. Zu bestimmten Anlässen wird die Votivkerze dann als Bittkerze angezündet, wenn man zum Beispiel anlässlich einer Geburt für die Gesundheit von Mutter und Kind beten möchte. Auch nach glücklichen Lebensereignissen wie der Genesung von einer Krankheit wird die Votivkerze zu einem Dankgebet entzündet.

Die Votivkerze in der Esoterik

Der Gebrauch von Kerzen ist nicht nur im religiösen Bereich, sondern auch im esoterischen Bereich oder dem der Magie weit verbreitet. Hier gelten für die verschiedenen Strömungen unterschiedliche Regeln, welche Art Votivkerze in welcher Farbe mit welchem Ritus verwendet werden muss, damit sie ihre Wirksamkeit auch entfalten kann.

Der säkulare Gebrauch von Votivkerzen

Der Begriff Votivkerze hat sich im allgemeinen Sprachgebrauch von der ursprünglich rein religiösen Bedeutung entfernt und bezeichnet heute eine Kerze, die in einem Glas- oder Metallbehälteruntergebracht ist. Diese Votivkerzen sind oft farbig eingefärbt und mit Duftstoffen versehen, so dass sie einen Raum mit angenehmem Aroma durchströmen können. Die Votivkerzen verflüssigen sich, wenn man sie anzündet, und erstarren dann später wieder.

Sie werden überall da eingesetzt, wo man die gemütliche und romantische Atmosphäre von Kerzenlicht mit aromatischem Duft kombiniert genießen möchte: im Bad, bei einem kuscheligen Abend auf der Couch oder zum geselligen Kaffee. Zudem benutzt man sie gerne an Orten, an denen eine normale Kerze in einem Ständer zu gefährlich wäre oder zu leicht ausgeblasen werden könnte. Die Votivkerzen in ihrem Behälter sind da robuster und vertragen auch leichten Zug, ohne gleich aus zu gehen.

Die religiösen Votivkerzen können entweder in der Kirche entzündet werden und dort verbleiben, oder man benutzt die Votivkerze zu Hause. In etlichen Religionen gibt es die Sitte, dass man im Haus einen kleinen Hausaltar hat. In christlichen Häusern kann man zum Beispiel oft einen Marienaltar finden. Dort werden vor einer Marienstatue oder einem Marienbild Blumen und Kerzen aufgestellt. Wenn man sich mit einer bestimmten Bitte dann an die Muttergottes wenden möchte, entzündet man seine Votivkerze und spricht sein Gebet dazu.

Im häuslichen Umfeld werden Votivkerzen auch gerne für verstorbene Menschen entzündet. Im Gedenken an sie bittet man dann darum, dass ihre Seele errettet werden möge und mit der Auferstehung in die Ewigkeit Gottes eingehen kann. Auch hier wird die Votivkerze dann gerne vor einem Bildnis des verstorbenen Menschen angezündet.

Votivkerzen in verschiedenen Religionen

Die Verwendung von Votivkerzen kennt man in verschiedenen Religionen. Sehr gebräuchlich sind sie in der katholischen Kirche; man findet in jedem katholischen Gotteshaus einen Ständer für die Votivkerzen. Die Ständer werden oft unter einem Kreuz oder einer Marienstatue platziert, oder sie befinden sich am Eingang der Kirche.

Auch im Anglikanismus und im Protestantismus findet man den Gebrauch von Votivkerzen; besonders in den Strömungen, die der katholischen Kirche bezüglich mancher Riten recht nahe stehen. Die orthodoxen Kirchen verwenden ebenfalls sehr viele Votivkerzen. Diese werden üblicherweise vor den Ikonen von Jesus oder der Muttergottes platziert.

Die Votivkerzen in orthodoxen Kirchen sind lange, dünne Kerzen, die in runde Behälter gestellt werden. Diese Behälter haben entweder Halterungen oder sind mit Sand gefüllt, in den der Gläubige die Kerze stecken kann. Zusätzlich befindet sich in orthodoxen Kirchen ein weiterer Behälter für Votivkerzen, die speziell für verstorbene Menschen angezündet werden.

In anderen Religionen wie dem Hinduismus oder dem Buddhismus ist der Gebrauch von Votivkerzen gleichfalls recht verbreitet. Die Kerzen können in einem Tempel oder daheim auf dem Hausaltar angezündet werden, sie werden auch bei Begräbnissen dem heiligen Fluss Ganges übergeben. Im Judentum kennt man zwar den Gebrauch religiös bedeutsamer Kerzen wie die Sabbatkerzen, aber Votivkerzen im engeren Sinne werden nicht verwendet, eben so wenig im Islam.

Votivkerzen in der orthodoxen Kirche Valamo
Foto: Votivkerzen in der orthodoxen Kirche Valamo; Bildquelle: I, Plenz, 30. Juli 2007; CC

Die Bedeutung von Farben bei Votivkerzen

Votivkerzen gibt es sowohl für den religiösen als auch für den säkularen Einsatz in verschiedenen Farben, die jeweils eine andere Bedeutung haben.

Weiße Votivkerzen

Diese Farbe wird man besonders bei den religiösen Kerzen häufig finden. Denn im religiösen Kontext steht das Weiß für das ewige Leben, für Gott als das Licht der Welt, für die Erlösung und die innere Erleuchtung. Auch Unschuld, Reinheit und innerer Frieden werden mit dieser Farbe verbunden. Daher sind die Votivkerzen, die in Kirchen angeboten werden, üblicherweise weiß. Möchte man eine verzierte Votivkerze, so ist auch bei dieser der Korpus in weiß gehalten.

Grüne Votivkerzen

Die Farbe Grün steht bei Votivkerzen grundsätzlich für Leben und Vitalität. Dies bezieht sich nicht nur auf die direkte physische Seite, sondern Grün bedeutet in diesem Sinne auch Wohlstand, Reichtum und Gedeihen im immateriellen Sinn.

Rote Votivkerzen

Die Farbe Rot bedeutet im Zusammenhang mit Kerzen zum einen Liebe, Passion und Leidenschaft. Aber auch das Feuer wird durch Rot symbolisiert, ebenso bedeutet Rot im religiösen Umfeld auch ein Opfer.

Blaue Votivkerzen

Im religiösen Kontext wird Blau im Zusammenhang mit Buße gesehen, aber auch das Osterfest mit Tod und Auferstehung und der vorher gehenden Bußzeit steht mit dieser Farbe in Zusammenhang. Zudem symbolisiert die Farbe Blau auch noch starken Glauben und Vertrauen.

Goldfarbene oder gelbe Votivkerzen

Diese Farbe bei Kerzen steht für das ewige Leben, für Freude und Sieg über das Böse. Zusätzlich verbindet man damit auch noch etwas Königliches und Majestätisches, wie es Gott dem Herrn in den Augen der Gläubigen zu kommt.

Violette Votivkerzen

In der christlichen – speziell der katholischen - Liturgie wird die Farbe Violett immer dann verwendet, wenn es um Reue, Buße und Sühne geht. Der Sünder bekennt so seine Sünden und zeigt seine Reue über die Verfehlungen; so bittet er dann mit der Votivkerze um Vergebung. In der Adventszeit wird Violett als liturgische Farbe verwendet, da die Zeit vor Weihnachten als Zeit der Bußfertigkeit und der Vorbereitung angesehen wird.

Kontroverse Diskussionen um Votivkerzen

Die Votivkerzen, die im religiösen Umfeld eingesetzt werden, müssen sich heutzutage durchaus kontroversen Diskussionen stellen. Diese Diskussionen entzünden sich zum einen an rein ökologischen Gesichtspunkten, und zum andern an eher ethischen Überlegungen.

Ökologische Einwände gegen Votivkerzen

Die ökologischen Bedenken gegen Votivkerzen leiten sich daraus her, dass man befürchtet, dass das Abbrennen so vieler Kerzen in einer Kirche sowohl für das Gebäude als auch für die Besucher eine Gefährdung darstellen könnte. Die Rußstoffe und der Feinstoffgehalt der Luft könnten sowohl den Stein als auch die Lungen der Besucher schädigen, so die Kritiker.

Deshalb werden besonders in historisch wertvollen Kirchen wie der Wieskirche in Bayern (sie gehört zum Weltkulturerbe) immer wieder Messungen durch geführt, um diese kritische Frage entscheiden zu können. Dabei wird geprüft, ob unterschiedliche Materialien wie Bienenwachs, Paraffin oder Stearin sowie Ölkerzen auch unterschiedliche Auswirkungen haben. Bisher haben die Untersuchungen in verschiedenen Kirchen allerdings eher ergeben, dass das Abbrennen von Votivkerzen keinen Beitrag zur Schwärzung der Kirchenwände geleistet hat, sondern dass diese Schwärzung eher den baulichen Gegebenheiten und den Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnissen in Kirchen geschuldet ist.

Konsum oder tätige Hilfe

Eine ganz andere Kritik an den Votivkerzen kommt aus dem nicht-religiösen Umfeld. Hier muss sich der Gläubige der Frage stellen, warum er für Kerzen Geld ausgibt, die keinen echten Mehrwert haben. Die Argumentation lautet, dass dieses Geld für rein dekorative oder symbolische Zwecke besser für notleidende Menschen eingesetzt werden könnte.

Die Kritik gilt dem rein dekorativen Aufwand, den speziell die katholischen Kirchen betreiben (evangelische Kirchen sind im Vergleich deutlich schlichter gehalten). Die Kunstwerke, der Blumenschmuck, die aufwändigen Gewänder der Geistlichen und eben auch die verschwenderische Verwendung von Kerzen in der Liturgie und als Votivkerzen sind in den Augen der Kritiker eine Verweigerung der Hilfe an lebenden und Not leidenden Menschen, die konkrete materielle Unterstützung zum Überleben brauchen.

Die Kritiker beanstanden, dass mit dem Geld, welches für Kirchenschmuck und Votivkerzen ausgegeben wird, mehrere Menschen pro Tag vor dem Hungertod gerettet werden könnten oder man ihnen eine Ausbildung ermöglichen könnte, mit Hilfe derer sie ihren Lebensunterhalt bestreiten könnten.

Dieser Vorwurf engagierter Menschenrechtler trifft natürlich nicht nur die Kirchen, sondern auch die gesamte Konsumgesellschaft – braucht man das neueste Smartphone, muss das Paar Schuhe für 300 Euro wirklich sein? Daher kann man ihren Einwand nicht völlig vom Tisch wischen ; die Frage, ob die eigene bessere emotionale Befindlichkeit durch den Kauf eines neuen Smartphones oder das Abbrennen von Votivkerzen wichtiger ist als das Überleben eines Kindes in der Dritten Welt, ist eine berechtigte Frage. Denn in der Tat könnten die Euro, die man für Konsumgüter oder Votivkerzen ausgibt, das Leben eines Kindes in der Dritten Welt retten und ihm eine Zukunft ermöglichen.

Andererseits gibt es viele wichtige Güter und Werte in der Welt, die es zu schützen gilt. Und für viele Menschen gehören religiöse Traditionen dazu: Sie glauben, dass das Leben verarmen würde, wenn man nicht auch etwas zum Erhalt der Traditionen beiträgt. Und wenn etwas wie eine Votivkerze Trost spenden kann, ist auch dieser Effekt ein sinnvoller Beitrag zum gesellschaftlichen Wohlergehen.

Zudem ist der Mensch, wie er ist – nicht jeder ist für Askese und heroischen Verzicht geeignet. Vielleicht stimmt daher der Spruch „Wenn jeder an sich selbst denkt, ist an jeden gedacht“. Wenn man an sein eigenes Wohlergehen denkt und dafür sorgt und zugleich seinen Beitrag für die Gesellschaft leistet, so kann eine Votivkerze sehr wohl eine positive Wirkung haben und die Investition darin gerechtfertigt sein. Aber hier mag jeder selbst entscheiden, welcher Argumentation er folgen möchte.

Ist Religion Aberglaube?

Die andere Kritik kommt aus den Reihen der Menschen, die jeglichen Glauben an etwas Übernatürliches ablehnen und Religionen als Aberglauben klassifizieren, der in der Geschichte der Menschheit schon viel Schaden angerichtet hat – die Kreuzzüge und aktuelle Religionskriege sowie religiös motivierte Attentate sprechen in ihren Augen eine deutliche Sprache. Und in der Tat sind die Glaubenskriege, die gerade heute das friedliche Zusammenleben der Menschen gefährden, sicher ein gewichtiges Argument von Seiten der Religionskritiker.

Dabei nehmen die Kritiker speziell Riten aufs Korn, die in ihren Augen eine sehr kindliche Ausprägung von Glauben dar stellen. Die Anrufung eines sogenannten Heiligen, begleitet vom Abbrennen einer Votivkerze, erscheint ihnen genau so absurd wie das Schreiben eines Wunschzettels an das Christkind oder das Vertrauen in den Osterhasen, dass er leckere Eier im Garten verstecken wird.

Man kann einige dieser Argumente sicher nachvollziehen. Wen die Kirche wann und warum zum Heiligen erklärt hat, wird in der wissenschaftlichen und theologischen Welt sehr kontrovers diskutiert, so dass die Anrufung solcher Personen selbst in den Augen der Kirche manchmal etwas fragwürdig erscheint. Und die Überzeugung, dass eine Votivkerze der Bitte größeren Nachdruck verleihen könnte, wird auch in modernen Kirchenkreisen mit Skepsis betrachtet – dort sieht man die Votivkerze eher als Symbol und Hilfsmittel zur besseren Kontemplation des Betenden, aber nicht als notwendigen Beitrag, um Gott wohlwollender zu stimmen.

Auch hier muss sich wohl jeder selbst prüfen, was die Motivation zum Glauben und zur Durchführung besonderer Rituale in der Kommunikation mit Gott angeht. Viele Theologen sehen das Gebet mittlerweile eher als Mittel an, eigene Themen zu klären und eine innige Beziehung zu Gott auf zu bauen, aber nicht als Mittel, um einen Handel mit ihm ab zu schließen. Die „wenn – dann“ – Formel ist in den Augen moderner Theologen ein wenig überholt, sie dient wohl eher der Selbstberuhigung und dem Aufbau von Hoffnung.

Wie man es auch sieht – ob man Votivkerzen religiös einsetzt oder säkular – auf jeden Fall behält der Anblick einer brennenden Kerze den geheimen Zauber, den er schon seit Jahrhunderten auf Menschen ausübt und den man trotz moderner Technik nicht missen möchte.

Wikipedia zu Votivkerzen

Opferkerze, Opferlicht, Votivkerze oder Gebetskerze werden Kerzen genannt, die als sichtbares Zeichen des Gebets, oft in einem besonderen Anliegen, in einer Kirche außerhalb der Liturgie aufgestellt werden.

Orthodoxe, fast alle katholischen und zunehmend auch evangelische Kirchen haben eigens dafür vorgesehene Haltevorrichtungen zum Aufstellen, oft kunstvoll gestaltet, und bieten die dafür benötigten kleinen Kerzen oder Teelichte gegen einen Geldbetrag an. Zahlreiche Opferkerzen, oft auch größere, eigens dafür gestaltete Wallfahrtskerzen, brennen in Wallfahrtskirchen. An manchen Wallfahrtsorten, etwa in Kevelaer oder in Ars, gibt es eigene Kerzenkapellen

Das brennende Licht symbolisiert die Herrlichkeit Gottes, an den das Gebet sich richtet, und zugleich die Verehrung, den Dank und die Bitte, die zu ihm aufsteigen. Vor einem Marien- oder anderen Heiligenbild – in katholischen Kirchen – bedeutet es auch die Bitte um deren Fürbitte. Die Kerze gibt dem Gebet, über die Zeit der Anwesenheit des Beters hinaus, für ihn selbst und andere eine wahrnehmbare Gestalt. Als Votivgabe steht die Opferkerze im Zusammenhang allgemein religiöser Opferbräuche, die im Christentum als Mitvollzug der Selbsthingabe Jesu verstanden werden. Historisch reicht der Brauch der Opferkerzen in frühchristliche Zeit zurück und ist verwandt mit dem Grablicht.

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